DIE FAMILIE MARKGRAF

Eine Unternehmerfamilie

Die Familie Markgraf beginnt ihr unternehmerisches Wirken mit der Gründung der Bauunternehmung Markgraf im Jahr 1932 in Eger (CZ) durch Bauingenieur Wilhelm Markgraf. In kurzer Zeit spezialisierte sich das junge Unternehmen auf den Gleisbau. In seinen Memoiren erinnert Wilhelm Markgraf an eine zunächst sehr erfolgreiche Zeit nach der Gründung und den anschließenden Schwierigkeiten im zweiten Weltkrieg. Der Krieg zerstört den anfänglichen Erfolg und machte alle Expansionspläne zunichte. In Folge der Vertreibung seiner Familie aus Eger baute er unter schwierigsten Bedingungen das Unternehmen in Immenreuth neu auf. In Immenreuth entwickelte sich das Unternehmen Markgraf über drei Generationen zu einem mittelständischen Familienunternehmen.

Wilhelm und Anna Markgraf

Für Wilhelm Markgraf (1899-1965) waren seine Frau Anna (1906-1988) und seine beiden Kinder Inge und Gerhard die große Motivation für den pionierhaften Ehrgeiz zum Aufbau des Unternehmens.

Nach der Vertreibung aus seiner Heimatstadt Eger fand er 1946 in Immenreuth für sich, seine Familie und seinem Unternehmen eine neue Heimat. Die Dankbarkeit hier eine zweite Chance zu bekommen prägte sein Leben und auch seine Familie über Generationen hinweg. Wilhelm Markgraf legte den Grundstein für den Erfolg des Unternehmens. Die Arbeit führte ihn und seinen Sohn Gerhard in den frühen 1950er Jahren zunächst in das Rheinland und schließlich auch in andere Metropolregionen Deutschlands. Dort standen große Aufträge im Gleisbau an. Das rasante Wachstum erfordert die Gründung neuer Geschäftsstellen in Mönchengladbach und München. Zudem realisierte die Baufirma inzwischen bedeutende Projekte im Hochbau.

Wilhelm Markgraf änderte das Unternehmen 1954 in eine Kommanditgesellschaft. Sein Sohn Gerhard trat 1955 als junger Gesellschafter in das Unternehmen ein. Wilhelm erlitt 1956 einen Herzinfarkt. Nun übernahm sein Sohn Gerhard die Leitung des Unternehmens.

Rainer W. Markgraf: „Ich erinnere mich an vielfältige Gespräche zwischen meinem Großvater und Vater, die gemeinsam eine grundlegende unternehmerische Philosophie entwickelt haben – mal lustige Unternehmensanekdoten, mal ernsterer Natur. Mein Großvater war schon eine Persönlichkeit, er hatte genaue Vorstellungen davon, wie das Unternehmen vorankommt und dabei Mitarbeiter und Gesellschaft gleichermaßen profitieren können.“

Dr. Gerhard und Jutta Markgraf

Es war für Gerhard Markgraf (1929-2012) eine Selbstverständlichkeit in die Fußspuren seines Vaters zu treten. Er stieg 1955 in das Unternehmen ein und übernahm bereits ein Jahr später wegen dem schlechten Gesundheitszustands seines Vaters im Alter von 26 Jahren die Unternehmensführung.

Kurz nach dem er in die Unternehmensleitung eingestiegen war heiratet er seine Frau Jutta (1930-2022) in Immenreuth. Beide lebten zu diesem Zeitpunkt in Mönchengladbach. Dort leitete Gerhard die Niederlassung der Firma. In Mönchengladbach kam 1956 ihr gemeinsamer Sohn Rainer zur Welt.

Unter der Regie von Gerhard Markgraf wird der Fokus auf weitere Expansion gelegt. Ab 1958 steht nicht mehr das regionale, sondern das bundesweite Bauengagement im Vordergrund. Gerhard Markgraf beweist damit wie sein Vater visionären Weitblick und ebnet den weiteren Weg in eine erfolgreiche Zukunft für das Familienunternehmen. So verlegt die Familie in den 1960er Jahren den Verwaltungssitz der Bauunternehmung von Immenreuth nach Bayreuth. Der Standort Immenreuth wird dennoch weiter ausgebaut: Es entsteht das Fertigteilwerk. Das Familienunternehmen wird 1983 neu geordnet und trägt nun den Titel Bauunternehmung W. Markgraf GmbH & Co KG um an den Pionier Wilhelm Markgraf zu erinnern.

Die großen Leistungen von Gerhard Markgraf erfahren vielfältige Würdigungen, beispielsweise 1996 mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Technische Universität München. Gerhard Markgraf war von 1993 bis 1997 Präsident des Bayerischen Bauindustrieverbandes, gleichzeitig Vizepräsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie sowie unter anderem Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Oberfranken von 1983 bis 1991. Dr. Gerhard Markgraf verstarb am 29. September 2012. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Rainer als Vertreter der Familie die Unternehmensführung.

Rainer W. Markgraf: „Mein Vater war in vielerlei Hinsicht ein sehr kreativer Mensch – er konnte Entwicklungen gestalten, aber auch seine Kreativität dazu nutzen, um den Gesamtüberblick zu behalten, erst dadurch sind ganzheitliche Lösungen möglich. Seine Entscheidungen für’s Unternehmen hat er stets in Verantwortung allen Mitarbeitern gegenüber getroffen. Seine Devise lautete: Ein Unternehmer, der nicht auch verantwortlich für seine Mitarbeiter handelt, der handelt ausgesprochen dumm.“ 

Rainer und Irene Markgraf

Auch für Rainer W. Markgraf (1956-2015) war klar, dass er in das Unternehmen der Familie einsteigt. Zum Studium war er in Wien und lernte seine Frau Irene (*1946) kennen. Beide zogen nach ihrer Hochzeit 1988 nach Immenreuth. Sein innovatives und kreatives Denken brachte Rainer in das Unternehmen ein. Er legte großen Wert auf das W für Wilhelm in seinem Namen um an seinen geschätzten Großvater zu erinnern. Rainer W. Markgraf wird 2001 stellvertretender Geschäftsführer und schließlich 2010 als geschäftsführender Gesellschafter für die kaufmännische Geschäftsführung verantwortlich. Nach dem Tod seines Vaters Gerhard übernimmt er 2012 als alleiniger Gesellschafter die Führung des Unternehmens und errichtet bereits 2014 die Rainer Markgraf Stiftung um das Unternehmen langfristig zu sichern. Damit verwirklichte er eine alte Idee seiner Familie. Er brachte unmittelbar nach der Gründung 66,8 Prozent der Unternehmensanteile in die Stiftung ein.

Rainer W. Markgraf verstarb überraschend am 18. März 2015. Nach seinem Tod standen das Unternehmen und die junge Stiftung vor großen Herausforderungen. Heute wird die Familie Markgraf von seiner Witwe Irene repräsentiert. Sie brachte 2017 die verbliebenen 33,2 Prozent der Firmenanteile an der Bauunternehmung Markgraf im Sinne der Familie in die Stiftung ein.

Rainer W. Markgraf: „Ein Unternehmer muss seinen guten, loyalen und flexiblen Mitarbeitern auch die Möglichkeit geben, unbesorgt ihr eigenes Leben gestalten zu können. Letztendlich wird davon das gesamte Umfeld – und damit auch der Arbeitgeber – profitieren.“